Wenn die 2010er Jahre etwas waren, dann die Jahre der „Digitalen Transformation“. Langsam erst, dann immer schneller, ist die Gewissheit gewachsen, dass die digitale Technologie resp. deren Anwendung unser sprichwörtlich tägliches Leben umfassend verändern wird. Und genau das ist geschehen. Zehn Jahre später ist es schwierig Lebensbereiche – ja geschweige denn Dinge zu finden – die noch so sind wie vor 10 Jahren. Es fühlt sich ein wenig an, als wären wir mit einer Entwicklung fertig – doch der Schein trügt – in Wahrheit stehen wir gerade erst am Anfang von vielen weiteren, hoch getakteten Veränderungen.
Technologischer Fortschritt
Der technologische Fortschritt beschleunigt sich immer stärker, was dazu führt, dass immer mehr möglich wird. Natürliche Restriktionen fallen weg, Undenkbares wird denkbar und sorgt dafür, dass die Anzahl Optionen grösser wird. Man würde denken, dass das gut ist und das Leben im Privaten wie im Geschäftlichen einfacher wird. Das Gegenteil ist jedoch der Fall; wer mehr Optionen hat, hat mehr Denkarbeit zu leisten und Denken kostet Ressourcen. Sie vermuten jetzt, das ist ironisch gemeint. Ist es nicht; ganz faktisch versucht der menschliche Organismus energiezehrende Aktivitäten zu vermindern. Ganz oben auf der Liste; das Denken.
Wer Kinder hat, kennt das wohl recht gut. Man kann sich bereits früh am Morgen als Eltern unglücklich machen in dem man kleinen Kindern eine große Anzahl Frühstücksoptionen anbietet. Sie können sich nie entscheiden. Es ist schwierig aus einer Vielzahl von Optionen auszuwählen. Je schlechter man diese Optionen bewerten kann, desto grösser wird die Angst etwas falsches auszuwählen oder aber etwas zu verpassen. Diese Situation führt dazu, dass man lange nicht entscheidet, was den ganzen Prozess nur noch schmerzhafter macht.
Weniger Optionen zu haben ist daher ein erheblicher Vorteil – man kann Entscheidungen schneller und schmerzfreier fällen. Kinder zeigen einem das ganz direkt.
Eine Welt der „Billionen Optionen“
Dieser Fülle von neuen Optionen begegnen wir als Gesellschaft und damit auch als Wirtschaft mit derselben erheblichen Mühe wie die Kinder am Frühstückstisch. Wir haben es sogar noch schwieriger: Denn während Kinder erstmal für sich selbst über Marmeladenbrot oder Müsli entscheiden sollen, sind wir gezwungen Entscheidungen für ganze Bevölkerungsgruppen zu fällen. Das kann eigentlich nur Ärger geben.
Und es eröffnen sich laufend neue Optionen. Die Grenzen des denk- und damit machbaren verschieben sich laufend.
Eine Welt der ändernden Konstanten
Die Geschwindigkeit der technologischen Veränderung wird allmählich fühl- und spürbar. Wir können ihr nicht mehr aus dem Weg gehen – auch dann nicht, wenn wir in der Vergangenheit zu verharren versuchen. Das „Altbewährte“ ist meist nur noch „alt“ und „bewährt“ sich eben immer weniger.
Zudem hat die westliche Welt in den letzten rund 80 Jahren keinen Krieg mehr erlebt. Zum guten Glück natürlich. Kriege, man muss es auch so sehen, waren immer kathartische Ereignisse, die in kurzer Zeit Raum und Möglichkeiten für ein neues „Aufstellen“, für einen neuen gesellschaftlichen Plot geschaffen haben.
Kommt dazu, dass die Menschen heute rein materiell viel mehr zu verlieren haben als noch vor 20 Jahren. In vielen Gesprächen die ich in den letzten 12 Monaten führte, spürte ich diese Angst etwas zu verlieren. Ich glaube in der Breite überwiegt die Angst etwas zu verlieren über die Hoffnung etwas gewinnen zu können. Gefühlt würde jeder sofort die Chips vom Tisch nehmen um dann in einer Weise „comfortably numb“ ohne Risiko den Rest des Lebens vor sich hinzudösen.
„Wann wurde es hip kein Risiko mehr einzugehen?“
Es droht ein Jahrzehnt der Angst
In diesem gesellschaftlichen Klima kommt uns diese Pandemie gerade recht. Ich weiß schon, es tönt bitterbös – natürlich will niemand, dass eine Seuche ihr Unwesen treibt.
Aber dass Optionen reduziert werden, dass Angst akzeptiert ist, das entspricht dem neuen Zeitgeist einer supervolatilen Welt. Man kann heute fast jeden Menschen in eine Angstkategorie einteilen – die einen haben Angst vor der Krankheit, andere haben Angst vor Freiheitseinschränkungen eine dritte Gruppe hat Angst vor Existenzverlust. Machen Sie die gedankliche Probe in Ihrem Bekanntenkreis – fast ein jeder kann einer Gruppe zugeordnet werden. Dass sich in unserer Gesellschaft so tiefe Gräben aufgetan haben – auftun konnten – in den letzten Monaten, ist dem simplen Umstand zuzuschreiben, dass die Ängste der einen Gruppe für die andere Gruppe nicht nachvollziehbar sind. Und Ängsten kann man bei den meisten Menschen mit rationalen Argumenten nicht beikommen.
„Die einzige Möglichkeit Angst zu überwinden ist, durch sie durchzugehen“
Ich glaube, dass uns auch ohne Corona ein Jahrzehnt der Angst drohte. Vielleicht hilft Corona sogar zu verstehen, dass vieles was sicher und gegeben schien, morgen weg sein kann. Es ist ganz sicher weg, wenn wir uns durch die Angst leiten lassen. Und ja, im Moment tun das die meisten Menschen umfassend. Dabei ist es gar nicht entscheidend ob die Angst berechtigt ist, denn selbst wenn sie das wäre, hilft sie nicht weiter.
Wir sind gefragt
Wir, die „aktuell gestaltende Generation“, sind gefragter denn je. Wir prägen unsere Kinder, den Geist der Zukunft. Wir gestalten die Zukunft die ohne uns stattfinden wird, durch die Geisteshaltung, welche wir unseren Kindern heute mitgeben.
Wir tun gut daran, Hoffnung als das tragende Element zu verinnerlichen. Hoffnung auf eine großartige Zukunft, Hoffnung auf eine Welt die neues und Schönes schafft, Hoffnung auf eine Welt die viel weniger Leid mitträgt – und eine Welt die es schafft, selbst die größten Herausforderungen zu meistern. Wir sind, auch wenn im Selbstbild gerade reichlich schief, die beste Version der Menschheit.
Die Herausforderung die wir vor uns haben ist auch darum so groß weil es – ganz simpel ausgedrückt – viel einfacher ist Hoffnung zu haben wenn man nichts mehr verlieren kann.
„Der Kern der Herausforderung ist für uns als westliche Gesellschaften hoffnungsvoll zu agieren obwohl wir noch viel zu verlieren haben.“
Wie bringen wir unseren Kindern bei, dass es sich lohnt sich ins Ungewisse zu stürzen, Neues zu wagen. Das Abenteuer über den sicheren Pfad zu stellen? Neues zu erforschen, es besser zu machen, eine unbändige Lust und Hoffnung auf Morgen zu entwickeln? Richtig, in dem wir es Ihnen vorleben. Beginnen Sie heute damit, lassen Sie die 20er Jahre nicht zur Dekade der Angst verkommen.
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Eine Antwort auf „Warum wir die 20er-Jahre nicht zur Dekade der Angst verkommen lassen dürfen!“
Veränderungen, Angst, Herausforderungen – so ist das Leben, immer und überall. Es kommt auf die richtige Strategie an. Und notfalls, wenn es aus eigener Kraft nicht geht, auf die richtigte Strategieberatung!