Ich habe mein Leben bislang grossmehrheitlich in Büros verbracht. Das war, wenn man wie ich Büros mag, eine grossartige Sache. Denn ich liebe die Räume und Möglichkeiten, die Büros bieten – sie waren für mich immer mehr kreative Werkstatt als alles andere. Seit den Covid-Massnahmen hat sich das Verhältnis meiner Kollegen zum Büro jedoch grundlegend verändert. Mit viel weitreichenderen Folgen für die Software-Industrie als gedacht.
Kollektives Zwangs-Learning
Die Home-Office-Pflicht hat Entscheidungsträgern und Mitarbeitern schlagartig vor Augen geführt, dass remote zusammenzuarbeiten sehr wohl Vorteile bietet. In Tat und Wahrheit wollten wohl schon immer viele Mitarbeitende zumindest teilweise remote arbeiten. Durch die Pandemie wurden nun alle zum Home-Office-Learning gezwungen und siehe da, es funktioniert gut!
Natürlich gibt es Situationen, welche im Büro besser abgehandelt werden können, im Gegenzug können viele Aufgaben im Home-Office besser oder zumindest gleich gut bewältigt werden. Durch dieses kollektive Zwangs-Learning ist nun allen klar, dass Remote-Arbeit möglich ist. Ich kenne nur sehr wenige Unternehmen, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder ins Büro «zwingen».
«Hybrid» wird ein Vorteil für Unternehmen auf Mitarbeitersuche
Und das wäre auch nicht klug. Aus vielen Gesprächen mit Mitarbeiterinnen und Bewerbern habe ich gelernt, dass die Möglichkeit «hybrid» – also zu einem Teil im Office und zu einem Teil zu Hause zu arbeiten – mittlerweile als entscheidender Pluspunkt einer Arbeitsstelle gilt. Wir werden unsere Job-Angebote also darauf einstellen müssen.
Software wird «kollaborativer»
Aber auch auf Software-Produkte hat «hybrid» Auswirkungen. Gerade B2B Software muss durch das verteilte Arbeiten noch viel kollaborativer werden. Denn diese Trennung ist nicht nur räumlich, sondern meist auch zeitlich. Software, welche zeitversetztes Arbeiten gut abdecken kann, wird im Markt mehr und mehr dazu gewinnen. Die Prozesse der Unternehmen verändern sich durch diesen Schritt hin zu einer «hybriden» Workforce mehr, als man auf den ersten Blick meinen würde.
Auswirkungen auf Software-Development
Nicht zuletzt erstaunte mich in den letzten Monaten, wie schnell die Saläre von remote Near-Shore Software-Entwickler gestiegen sind. Das ist zwar erstmal logisch und war voraussehbar: Durch den Home-Office Zwang in vielen Unternehmen wurde Remote-Arbeit überhaupt erst eine Option und viel zusätzliche Nachfrage hat auf den sowieso schon trockenen Markt eingewirkt. Das Momentum dieses Effekts war für mich dann doch überraschend.
«Hybrid» ist das neue «Büro»
Ich denke diese Entwicklung ist irreversibel. Der neue Standard in der IT und in der Software-Entwicklung wird ein hybrider Arbeitsmodus sein. Er wird die Produktivität weiter steigern und passt in eine Welt, die immer schneller und flexibler wird. Liefern wir also die Werkzeuge dazu.
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Eine Antwort auf „Liebes Büro, wir kommen nicht zurück“
Stimme dem Denkansatz vollkommen zu, dass Unternehmen auf das Hybridmodell umsteigen werden. Der einzige Nachteil des Homeoffice liegt in der internen Abstimmung, weil Gesprochenes noch immer besser verständlich ist, als Geschriebenes. Selbst mit Videokonferenzen ist ein persönliches Face-to-Face nicht immer austauschbar.
Aber für solche Abstimmungen reicht auch ein Bürotag, es bedarf nicht mehr 5 vollen Tagen. Auch dass die Produktivität nicht leidet ist ein fantastisches Learning aus der „Zwangs“-Testphase des übergreifenden Homeoffices.