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Agiles Unternehmen

5 Säulen für das Agile Unternehmen

Es wird sehr viel über die Digitale Transformation in Unternehmen geschrieben und gesagt. Dass die Unternehmen flexibler und schneller werden müssen, sich dem Wandel anpassen oder noch besser, ihn aktiv vorantreiben müssen. Schnell ist jeweils in dem Zusammenhang auch die Rede von Unternehmenskultur.

Es ist jedoch ein Irrglaube anzunehmen, dass die Unternehmenskultur das Unternehmen transformieren könne. Denn nur ein kleiner Teil der Unternehmenskultur kann aktiv herbeigeführt werden. Z. Bsp. durch eine aktive Wertediskussion durch das Management. Der große Rest hingegen, ist schlicht Produkt anderer Effekte im Unternehmen. Die agile Organisationsform einer Unternehmung ist dabei für mich der Nährboden, der eine zukunftsgerichtete, Wandel-bejahende Unternehmenskultur erst möglich macht.

Was ist die agile Organisation?

Es gibt keine einheitliche Definition was eine agiles Unternehmen ist. Ich habe dazu mal ein etwas längeren Artikel verfasst. Am bekanntesten ist wohl das Konzept Holacracy, des Unternehmers Brian Robertsen. In der Praxis erlebe ich oft sehr viel selbst entwickeltes, am ehesten wohl ein Holacracy-But. Es gibt aber sehr wohl Gemeinsamkeiten:

1. Teams

Teams sind so etwas wie die Grundpfeiler des Agilen Unternehmens. Anstatt die Firma in Abteilungen zu gliedern, bilden Teams Funktionen ab oder kümmern sich um Projekte. Diese Teams sind in der Regel permanent, können aber auch projektbezogen resp. temporär zusammengestellt werden. Die Teams sollten nicht grösser als 10 Personen sein, um eine Verbindlichkeit innerhalb der Gruppe erhalten zu können.

2. Selbstbestimmung, Selbstverwaltung & Verantwortung

Diese Teams bestimmen und verwalten sich weitgehend selbst. Das heißt, sie fällen Entscheidungen demokratisch im Team. Seien dies banale Dinge, wie wer kriegt wann Urlaub oder tiefergreifende wie z. Bsp. wie gehen wir mit einer kritischen Kundenbeziehung um. Meine Erfahrung dazu ist, dass die Teams viel breiter abgestützte und bessere Entscheidungen fällen, als wenn Individuen dies Top-Down tun. Der Weg dazu ist vielfach nicht gradlinig, sondern führt natürlich über die Gruppendynamik. Je selbstbestimmter und verantwortungsvoller die Teammitglieder sind, desto besser ist in der Regel der Entscheid.

3. Ultraflache Hierarchien

In einer agilen Organisation sollte es möglichst keine Hierarchien geben respektive nur zwei Level. Das Management und die Teams. Auch in Organisationen mit mehr als 300 Mitarbeitern funktioniert das sehr gut. Es funktioniert allerdings nur, weil die Teams eben eine Kontroll-, Koordinations- und Entscheidungsfunktion übernehmen. Traditionell alles Funktionen, welche durch das mittlere Management erbracht werden. Durch den Wegfall diese Mittelmanagements gewinnt die Organisation an Handlungsgeschwindigkeit, vermindert die Anzahl der möglichen Führungskonflikte und spart darüber hinaus auch entsprechende Gehälter.

  • 4. Servant Leadership

Ich denke ein entscheidender Beitrag zur agilen Unternehmung leistet das Management durch Servant Leadership. Die Mitglieder des Managements verstehen sich dabei nicht als Vorgesetzte im herkömmlichen Sinne, sondern als Unterstützer für die Teams. Das heißt, sie machen erst mal den Weg frei für die Mitarbeiter, in dem sie diese in Ruhe arbeiten lassen. Eine wesentliche Aufgabe des Managements besteht also darin, dafür zu sorgen, dass sich Mitarbeiter möglichst wohl fühlen und gut arbeiten können. Treten Probleme auf, entstehen Situationen, wo es einer allgemeinen Korrektur bedarf, bieten die Servant Leaders ihre Unterstützung an. Dieses Führungskonzept stellt die Mitarbeiter fast schon bedingungslos ins Zentrum der Bemühungen. Die entsprechende Wertschätzung kommt beim Mitarbeiter an.

 5. „Liquide“ Prozesse

Ich habe in schnell wachsenden oder sonst wie wandelnden Unternehmen oft erlebt, dass es fast keinen Sinn ergibt, Prozesse klassisch zu definieren und zu dokumentieren. Das heißt nicht, dass es sie nicht gibt. Aber wir kennen Prozesse im agilen Unternehmen nicht als etwas Starres. Vielmehr werden Prozesse in den Teams laufend geändert. Durch den kleinen Kreis der Beteiligten und der relativ überschaubaren Anzahl von Prozessen kann das schnell und lean erbracht werden. Durch konsequente Team-Retros wissen sofort sämtliche Teammitglieder welche Prozesse verbessert werden müssen. Eine Dokumentation empfinde ich nicht als obsolet, die tägliche Arbeit zeigt aber, dass Prozesse und Abläufe von den Mitarbeitern viel stärker verinnerlicht werden, als wenn sie diese erst von extern lernen müssen.

Nur für Software-Firmen welche Agile Projektmethoden einsetzen?

Man könnte meinen die agile Organisation wäre etwas was besonders für Software-Development Unternehmen geeignet ist. Natürlich haben Softwarefirmen durch ihren Bezug auf agile Projektmethoden grundsätzlich eine größere Affinität zu Agilität. Agile Projekte und Agile Organisationen haben aber viel weniger gemeinsam, als man aufgrund der Begrifflichkeiten annehmen könnte.

So habe ich letzten Sommer einen kleineren Handwerksbetrieb kennengelernt, der seine Organisation intuitiv auf ein agiles Modell umgestellt hat. Statt verschiedene Abteilungen kümmern sich nun 3 Teams à je 7 Leute um Kundenprojekte und ein Admin-Team (6 Personen) um alles was nebenbei anfällt. Der Eigentümer und Geschäftsführer unterstützt die Mitarbeiter da, wo er gerufen wird. Ansonsten kümmert er sich um den Verkauf.

Heute, ein paar Monate nach der Umstellung, hat sich das agile Modell bewährt. Zwar sind die Teams durch erhebliche Storming-Phasen gegangen. Die offenen Diskussionen und der daraus entstehende Austausch haben jedoch überdies dazu geführt, dass Missstände und Verbesserungspotential schneller aufgedeckt wurden. Und, dass sich die unternehmensinterne Gesprächskultur verbessert hat.

Schwächen

Natürlich hat die agile Organisation auch Schwächen. Selbstverständlich ist sie keine Patentlösung für alle möglichen Probleme. Aber sie ist ein Schritt in Richtung Transparenz, Wertschätzung der Mitarbeiter und differenzierte Diskussion. Alles Dinge die der heutigen Zeit besser entsprechen als das bekannte Abteilungs- und Top-Down-Denken.

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t3n - digital pioneers
Dieser Artikel erschien ursprünglich im Rahmen meiner „Transformiert!“ Kolumne auf t3n.

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3 Antworten auf „5 Säulen für das Agile Unternehmen“

Richtig, keine Patentlösung, aber der m.E. einzige gangbare Weg für die heutige Arbeitswelt, in der Dinge entwickelt werden, entstehen, neue Ideen gefragt sind. Fertigungswelten, vor allem im Falle von „hardware“, darin zu integrieren, ist die Herausforderung.

Ich möchte den Beitrag. Allerdings ist die Entwicklung weitaus widersprüchlicher: Silos sollen „agil“ werden, Scrummaster weichen dem Schwarm, usw. Allgemein findet ein Verlust von Qualität statt. Hat der Hype das Projektmanagement überwältigt? Das ist nicht Speedtrading at Wall Street.
Entwicklungsprozesse von Produkten und Customer care, was entscheidend ist für Zukunftsfähigkeit und Performance benötiigen einen strategischen koordinierten approach. D.h. Agilität ist primär eine Herausforderung der Führung.

Vielen Dank für diese interessante Übersicht.

Ich persönlich bin Fan von Agile, weshalb ich hier an dieser Stelle ein paar Worte darüber verliere.

Ich bin mit dir einig, dass eine Unternehmenskultur etwas ist, das von Innen entsteht. Es muss als etwas Gewachsenes betrachtet werden, das man in der Folge auch nicht mit ein paar Werte-Workshops unternehmensweit verändern kann. Die Strukturen eines Unternehmens tragen eine Unternehmenskultur mit und prägen sie. Es braucht als auch strukturelle Veränderungen, um eine Unternehmenskultur zu verändern. Agile muss strukturell ein Pendant finden, besonders beim Datenmanagement und in der Kommunikation. Mit herkömmlichen Ablagestrukturen lässt sich Agile nicht leben und entwickeln. Teams müssen auf alle Daten zugreifen können, Silos sind kontraproduktiv. Ein Treiber in diese Richtung sind Social Intranet Lösungen, die einerseits das Arbeiten in Teams mit Workspaces unterstützt, aber auch das entsprechende Datenmanagement bereitstellen, die für ein agiles Unternehmen nötig ist.

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