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Schnell ist das neue Gross!

Geht man ein paar Jahre zurück, galt oft die Maxime, dass große Unternehmen am Markt die besten Chancen haben. Größe war geradezu Garant für Erfolg. In den letzten 3 Jahrzehnten sah man allerdings viele große Unternehmen scheitern. So allmählich setzte sich die Erkenntnis durch, dass wohl diese Unternehmen am besten aufgestellt sind, welche sich möglichst rasch an neue Gegebenheiten anpassen können. Die Digitale Revolution hat das weiter verstärkt und ich denke, dass die Schnelligkeit der Adaption heute entscheidend ist, ob man die Bedürfnisse des Kunden abdecken kann. In großen wie auch in kleinen Unternehmen.

(Lesedauer 4 Minuten – English version here)

Wie stelle ich als Unternehmer sicher, dass meine Firma schnell wandlungsfähig ist? Ich denke, die folgenden Punkte (nicht abschliessend) sind wichtig.

Bewusstsein für Wandel

Viele ältere Mitarbeiter wurden in der Zeit des wirtschaftlichen Booms sozialisiert und haben das Paradigma des Wirtschaftswachstum, des stabilen Umfelds und der existentiellen Konstanten sozusagen mit der Muttermilch aufgenommen. Die letzten Jahrzehnte seit dem 2. Weltkrieg waren jedoch eine wirtschaftliche Ausnahmeperiode, welche mit sicheren Arbeitsplätzen und einer stetig sinkende Arbeitslast bei sich beständig erhöhendem Wohlstand eine materielle Wirklichkeit schuf, die es so eigentlich gar nicht gibt.

Heute, wo wir in gesättigten Märkten leben, verliert sich diese Stabilität zunehmend und der permanente Wandel wird wieder als Normalität empfunden. Das ist gut, denn es schafft das Bewusstsein für permanente Anpassung an neue Gegebenheiten.

Kultur

Die Art und Weise wie die Mitarbeiter eines Unternehmen auf diesen Wandel mental reagieren, wird durch die (Mitarbeiter-)Kultur definiert. Haben Sie als CEO nun viele ältere Mitarbeiter, die in just oben erwähnter Zeit sozialisiert wurden und vielleicht den jüngeren Mitarbeitern auch noch erfolgreich weisgemacht haben, dass das die Wirklichkeit sei, dann haben Sie ein Kulturproblem.

Es wird sehr schwierig, diese Wandlungsbereitschaft, die natürlich auch eine große Portion gefühlte Unsicherheit mit sich bringt, in der Unternehmung zu etablieren. Da hilft meist alle Liebesmühe nicht viel, denn es prallen Kulturen aufeinander. Es ist Ihre soziale Verantwortung auch solche Mitarbeiter mitzunehmen auf dem Weg der Wandlung. Und es ist jedoch auch Ihre Pflicht diesen Mitarbeitern nicht Ihr Weltbild aufzuzwingen. Ein Spannungsfeld, in dem sich manchmal kaum für alle gute Lösungen finden lassen.

Strukturen

Die Organisationsstrukturen sind heute maßgebend, ob ein Unternehmen flexibel ist oder nicht. Ich halte nichts mehr von Multilevel-Management Strukturen und x Abteilungen. Ich erlebe tagtäglich in großen Unternehmen, wie sehr diese ganze Organisation dem eigentlichen Doing im Weg steht und wie schnell sich die Mitarbeiter, auch die guten, in dem ganzen Kosmos an selbst geschaffenen Regeln und Prozessen verlieren und am Ende des Arbeitstages das Gefühl haben, sie hätten wirklich etwas gearbeitet für die Firma.

Natürlich ist das jetzt übertrieben, aber im Kern ist es leider genau so. Statt solchen starren Strukturen zu Unterhalten, schafft man lieber kleine Teams, welche autonom und resultatorientiert arbeiten. Das schwierige daran ist, dass das nur mit einem hohen Mass an Eigenverantwortung bei den Mitarbeitern geht.

Investitionen

Die Zeit der großen Investitionen ist vorbei. Investitionen werden immer auf Basis einer Annahme über die Zukunft getätigt. Da der Wandel aber viel schneller voranschreitet, neue Technologien immer schneller die Parameter verändern, läuft man mit großen Investitionen Gefahr, auf eine bestimmte einmal gefällte Strategie finanziell zu langfristig verpflichtet zu werden.

Kommt dann z. Bsp. eine neue Technologie und verändert den Markt, kann das sehr schnell katastrophale Auswirkungen haben. Ein gutes Beispiel dafür sind Atomkraftwerke und Staudämme. Beide müssen auf Jahrzehnte amortisiert werden, da sich die immensen Erstellungskosten anders nicht abwälzen lassen. Wenn man nun heute, sagen wir in die nächsten 50 Jahre blickt, wie hoch sind die Chancen, dass eine neue Technologie marktfähig wird, die Strom einfacher und günstiger produzieren lässt? Die Chancen sind sehr groß, ganz einfach weil technologische Entwicklung exponentiell voranschreitet, wir es aber nicht realisieren, weil wir denken, dass die Vergangenheit als Maßgabe für die Zukunft dienen könne.

Es ist das Wesen einer exponentiellen Entwicklung, dass man eine recht lange Zeit gar nicht realisiert, dass diese nicht linear verläuft. Auf dieser historischen linearen Wahrnehmung basieren wir daher unsere Kriterien für Investitionen. Wir täuschen uns also dabei fundamental und genau darum ist das so gefährlich.

Seien Sie also radikal vorsichtig, es zahlt sich aus, kleine Schritte diese dafür aber oft zu machen.

Agile Unternehmung

Bei der Kultur der kleinen Schritte ist es mit Agile natürlich nicht weit her. In der Tat denke ich, dass agile Prozesse Unternehmungen wendiger und flexibler gestalten. Es gibt nur sehr wenige Firmen, besonders außerhalb der Technologie-Industrie, die von starren Prozessen und Strukturen auf agile Methoden und flexible Teams umgestellt haben. Es ist zugegebenermaßen auch nicht ganz einfach.

Ich hoffe, diese Punkte können mithelfen, Ihre Unternehmung agil und schnell anpassungsfähig zu machen. Die Größe Ihrer Unternehmung hat sehr wohl Vorteile, im Wandlungsprozess zu mehr agile ist sie jedoch erst mal eine Hypothek, die abbezahlt werden muss.

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